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Stress – was heißt das?

Stress heißt im Englischen Druck, in der Physik ist er einseitig gerichtet und physiologisch handelt es sich zunächst um gesteigerte Aufmerksamkeit. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Stress verwendet, um verschiedene Formen von Überforderung oder Überlastung zusammenzufassen. Fühlen wir uns in die Ecke gedrängt, steigt der Druck in uns – unter anderem beispielsweise der Blutdruck.

Plus oder Minus?

Auf Stress reagiert der Körper mit einer Änderung der Gewebespannung. Hält der Stress an – weil wir beispielsweise anhaltend überstrapaziert, überfordert sind (Plus-Stress) oder in unseren Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt werden (Minus-Stress) – dann versucht der Körper, uns auf diese „Unstimmigkeiten“ aufmerksam zu machen, indem er Warnsignale sendet: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder auch Überaktivität und Ruhelosigkeit, Schmerzen, andauernde Erschöpfung, Infektanfälligkeit sind häufige Besispiele.

Warum wir das Innehalten brauchen

Von den Tieren kennen wir den sogenannten „Totstellreflex“: Entweder körperliche Erschlaffung oder Erstarrung. Das dient dazu, den Angreifer in die Irre zu leiten, denn leblos wirkende Beute läßt Krankheit oder Tod vermuten und ist dadurch weniger interessant. Ist die Gefahr dann vorüber, hält der dem Tod Entronnene kurz inne, seine Skelettmuskulatur durchzittert ihn unwillkürlich, um alles wieder zu entspannen und in Ordnung zu bringen. Dann schüttelt sich das Tier und geht um eine Erfahrung reicher weiter seines Weges.

Auch wir Menschen haben diese Fähigkeit, doch – use it or lose it – wir verlernen im Laufe unseres Lebens, diese Möglichkeit der Spannungslösung wahrzunehmen und zu nutzen. Übergänge und Zeiträume des heilsamen „Stillhaltens“ (Stille aushalten, Innehalten), das für ein inneres Ordnen so wichtig ist, wird nicht zuletzt durch die digitale Revolution immer mehr abgeschafft. Wir sind fast überall einer zunehmenden Reizflut ausgesetzt und bekommen vorgemacht, freie Zeiträume mit Tätigkeiten auffüllen zu müssen. So kommen wir immer weniger zur Besinnung. Alles muß  schnell gehen, immerzu möglich sein, sofort und am besten gleichzeitig. So verlernen wir, Innehalten und das, was dabei auch regulierend in uns geschieht, auszuhalten und kennenzulernen.

Diplomatie und Übersprung

Für stressige Situationen hat die Natur Übersprungshandlungen vorgesehen (beispielsweise die rivalisierenden Hähne, die auf dem Boden herumpicken, obwohl keine Körner ausliegen). Das schafft Konflikt-Freiräume und vermeidet, immer sofort kraftraubende und zum Teil lebensgefährliche Kämpfe auszufechten. Lieber einen diplomatischen Kompromiss riskieren, dafür aber unversehrt bleiben. Wir kennen das: Wenn wir z.B nicht wissen, welche Herausforderung des Alltags akut Vorrang hat, oder wir unsicher sind, ob wir standhalten oder besser davonlaufen sollen, wenn wir uns in der Maßlosigkeit reizvoller Angebote nicht entscheiden können – dann vollziehen wir manchmal Übersprungs-Handlungen: Gucken in die Luft, kratzen uns am Kopf, tun etwas völlig anderes oder genau das, was  von uns erwartet wird (obwohl wir uns vielleicht nicht wohl damit fühlen). Wir sind irritiert und haben in solch einer Situation vielleicht nicht unmittelbar eine Lösung. Meistens fällt uns dann aber doch etwas ein – auch Kreativität entsteht in Zeitzwischenräumen.

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