Souveränität (frz.) bedeutet: darüber befindlich sein, überlegen sein und beschreibt das Vermögen, den Dingen des Lebens wie auch sich selbst mit einem gewissen Abstand begegnen zu können, Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt zu sein. Der Begründer des Psychodramas J.L. Moreno sprach in seinem sogenannten „Zwillingskonzept“ von Spontaneität und Kreativität, ohne die Entwicklung nicht möglich ist. Er definierte dabei den Begriff der Spontaneität als „neue Reaktion auf eine alte Situation und eine adäquate Reaktion auf eine neue Situation.“ Ohne Morenos Zwillingspaar Spontaneität und Kreativität ist Souveränität für mich nicht denkbar. Darum setze ich meine Definition als Synthese zusammen:
„Persönliche Souveränität ist die Fähigkeit, auf alte Situationen neu und auf neue Situationen angemessen zu reagieren.“
Wir erleben uns souverän, wenn wir uns unserer selbst sicher sind, uns dem Leben gegenüber offen fühlen und seinen Anforderungen mit Gelassenheit begegnen können. Persönliche Souveränität gewinnen wir durch Lern- und Entwicklungsprozesse: Wir →lernen etwas, indem wir es tun. Es gibt keine andere Möglichkeit. Solange wir also etwas ausüben (z.B. Laufen, Lesen, ein Instrument spielen, die eigene Meinung präzisieren, Müßiggang…), lernen wir. Und solange wir lernen, üben wir das auch. Hören wir auf zu üben, wird das Lernen schwierig und umgekehrt.
Auch wie wir mit Schmerz und Stress umgehen, hängt mit persönlicher Souveränität zusammen. Denn sie ist ebenfalls verbunden mit Geschmeidigkeit, die sich aus dem Verhältnis von Elastizität zu Stabilität definiert. Persönliche Souveränität läßt sich trainieren: Im Alltag beispielsweise schon dadurch, immer wieder absichtslose Pausen zwischen unsere Aktivitäten zu säen, um den Anschluß zu sich selbst nicht zu verlieren (→Muße). Dadurch gelingt es immer besser, auf alte Situationen neu und auf neue Situationen angemessen zu reagieren. Pausen sind wertvolle Zeit-Zwischenräume, die uns Rückbindung und Zugriff auf unsere inneren Orte persönlicher Souveränität verschaffen – im sogenannten Lernzonenmodell befinden sich diese Orte in unserer Komfortzone.
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